Homeoffice in Corona-Zeiten, Teil 1

 

Deutschland ist im Homeoffice.  Wie schnell das auf einmal ging. Viele von Euch haben das immer gewollt und viele Arbeitgeber haben sich strikt geweigert. Politische Diskussionen waren schon vorher voll im Gange und zwar über ein Recht auf Homeoffice. 

Ein Freund meiner Familie berichtete mir vor wenigen Tagen, wie erschreckend er die Zustände so mancher Kollegen findet, wenn man mal mitbekommt, an welchen Stellen/Orten diese Menschen Ihr Homeoffice betreiben müssen. Abgesehen von den Kindern, die weder in Kita noch Schule dürfen. Das kann einem schon Leid tun, erzählt er weiter, so haben die sich das bestimmt nicht vorgestellt.

Egal wie es weitergeht mit dem Arbeiten im Homeoffice, einige haben sich daran gewöhnt und würden am liebsten nur noch so arbeiten. Andere Heimarbeiter leider unter dieser Art des Arbeitens, alleine schon deshalb, weil die Kinder stören. 

Ich schreibe diesen Artikel, weil ich seit Jahren von zuhause aus arbeite. Dabei musste ich wider Erwarten einige Hürden überwinden. Die größten Hürden waren nicht technischer Natur. Die wahren Probleme liegen immer im Verborgenen. Diese Probleme und mein spezielles Problem beschreibe ich in Teil 2.

Was in diesem Artikel nicht behandelt wird: das Arbeitsrecht

Es gibt in diesem Beitrag nicht ein Hinweis auf die arbeitsrechtlichen Belange. HomeOffice im angestellten Verhältnis sollte immer auf Grundlage einer betrieblichen Vereinbarung getroffen werden. Arbeitszeiten, Pausenregelungen und Verschwiegenheitsklauseln gelten für alle, auch für Mitarbeiter/innen im Homeoffice.

Ich arbeite im Homeoffice als Selbständige und mache meine eigenen Regeln.  Inwiefern die aber für dich interessant sein können, stellst du am besten fest, indem du einfach mal liest. 

Homeoffice kennt doch jeder, oder?

Das Homeoffice ist in Corona-Zeiten kein anderes Homeoffice als sonst. Im Homeoffice arbeitest du von zuhause aus und das ist nun wirklich nichts Neues, oder?

Nein, nichts Neues, aber das Arbeiten im Homeoffice , egal welcher Virus gerade sein Unwesen treibt,  erfährt gerade eine neue Dimension. Von Anfang an habe ich mir die Augen (und Ohren) gerieben, wenn es darum ging,  Millionen Angestellte ins Homeoffice zu schicken. Wie soll das funktionieren? Gerade mal 12 Prozent der Arbeitnehmer sind im HomeOffice online, wie Zahlen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zeigen. Sie sind schon geübter und denen muss man nicht erklären, wie Homeoffice funktioniert.

Es gibt sehr viel Unverständnis zum Thema Homeoffice. Erzählte ich in der Vergangenheit, dass ich ein Homeoffice habe, erntete ich häufig ein mildes Lächeln gepaart mit den Worten: „Ach so, Homeoffice. Na ja, da haste ja immer einen netten Tag. So möchte ich mal arbeiten dürfen.“

Ich werde in näherer Zukunft die neuen Home-Worker fragen, ob sie immer noch der Meinung sind, dass  Arbeiten  im HomeOffice wirklich so nett ist. Es wird nur sehr wenige Stimmen geben, die das wirklich gut fanden und immer noch finden und am liebsten nur noch im Homeoffice arbeiten würden. Wenige. Garantiert.

Viele Firmen weigern sich bis heute, Ihre Angestellten von zuhause arbeiten zu lassen. Ich verstehe das, aber vielleicht ist die Coronakrise nun der Weckruf in vielen Firmen. Die generelle Verweigerung so mancher Arbeitgeber ist nämlich auch keine Lösung. Die Arbeit wird sich digitalisieren und wenn Deutschland nicht aufpasst, landen wir auch an dieser Stelle auf die hinteren Plätze.

Arbeiten im Homeoffice ist kein Ringelpietz mit Anfassen.

Arbeiten im Homeoffice ist anstrengend, erfordert sehr viel Disziplin und kann ganz schön einsam sein.  Das Gegenteil davon ist für viele momentan traurige Wahrheit. Eine krasse Überforderung durch die gleichzeitige Betreuung der Kinder, die nämlich nicht in die Kita oder Schule gehen können. Der Traum von der wunderbaren Vereinbarung von Beruf und Familie hat jetzt einen Knacks weg.

Es gehört gute Vorbereitung und eine innere Einstellung dazu, um im Homeoffice erfolgreich zu sein, oder sich zumindest so zu fühlen.

Schnelle und vor allem sichere Internetverbindung

Gut wäre eine schnelle Internetverbindung, also mindestens DSL mit gehöriger Bandbreite. Über diese Leitung holen wir E-Mails ab, surfen im Internet und benutzen Streaming-Dienste wir Netflix, Dazn, Sky & Co. Je schneller desto besser , nicht nur für ruckelfreie Videoerlebnisse. 

Alle diejenigen, die jetzt bereits tief Luft holen müssen, weil Ihnen diese Leitungen nicht zur Verfügung stehen, haben im Homeoffice keine guten Karten. Solange es in Deutschland immer noch nennenswerte Gebiete gibt, in denen eine CAD-Datei doch lieber per USB Stick zum Kollegen gefahren als über die Internetleitung gesendet wird, solange ist Deutschland nicht wirklich bereit für Homeoffice-Arbeitsplätze. Zumindest nicht für ganz Deutschland.

Die Internetverbindung muss sicher sein. Im Homeoffice werden ab sofort auch betriebliche Daten deines Arbeitgebers hin und her gesendet. Vertraulichkeit hört im Homeoffice garantiert nicht auf.

Vier technische Grund-Voraussetzungen

  • DSL Verbindung oder eine noch schnellere Datenleitung
  • Ein Laptop/Desktop-PC, wobei ein Laptop natürlich flexibler ist.
  • Fernzugriff (Remote-Desktop). Dieser kann über eine verschlüsselte Verbindung (VPN) realisiert werden mit einer Zwei-Faktor-Authentifizierung beim Aufbau der Verbindung.
  • Live-Videokonferenzen und übergreifende Projektarbeiten erfordern spezielle Software, um geräteunabhängig miteinander zu kommunizieren.

 

Weitere technische Mittel

  • Eine Webcam. Wenn nicht intern verbaut, dann eine kaufen und per USB als externe Webcam installieren.
  • Ein Mikrofon. Oft intern im Laptop verbaut, oder in der Webcam integriert. Besser ist allerdings ein externes Mikrofon, am besten per USB anzuschließen. Es gibt unterschiedliche Mikrofone für unterschiedliche Zwecke. 

Integrierte Webcams und Mikrofone sind nicht wirklich ausreichend. In einer Telefonkonferenz ist das Bild dabei gar nicht so wichtig. Viel nerviger ist ein schlechter und scheppernder Ton. Wenn man sich die Ohren zuhalten möchte, was glaubst, wie man dir zuhört? Anfänglich reicht die verbaute Technik aus, aber mit zunehmender Arbeit und vor allem die häufigere Teilnahme an Telefon-Konferenzen erfordern ein besseren Ton.

Ich persönlich habe mir ein Mikrofon von Shure geleistet

Software und Plattformen, auch Kollaborations-Software 

Das Wort Kollaboration ist in meinem Wortschatz so negativ besetzt, dass ich es hier nicht weiter verwenden werde. Was genau bedeutet dieser Begriff? Lese hier Kollaborations-Software. Die Anbieter sind zahlreich. Welchen Anbieter, welche Software dein Unternehmen bevorzugt, darauf kann ich leider nicht eingehen. Es gibt natürlich Software, Apps und Online-Plattformen die allgemein bekannt sind oder von denen du bestimmt schon gehört hast. 

Spontan fallen mir einige Anwendungen ein

  • Google Gmail/G-Suite
  • Google Doodle (Kalenderfunktion)
  • Clouds wie OneDrive, Dropbox, HiDrive, MagentaCloud

Telefonkonferenzen und Weiterbildung

  • Zoom (Achtung Datenschutz)
  • Webex
  • Jitsi-Meet
  • Big-Blue-Button (BBB)
  • Teams
  • Skype und Skype for Business, das bald von Teams abgelöst werden soll

 

Clouds

sind meistens in der Basisversion kostenfrei. Oft Bestandteil eines Vertrages sind 15 GB Cloudspeicher. Schon die Anlage einer kostenlosen E-Mail Adresse bei Google und T-Online bescheren dir diesen Cloudspeicher.  Den Cloud-Speicher OneDrive haben die meisten mit dem Kauf eines Microsoft Office Paketes erworben und das gleich mit 1 Terrabyte (1TB) Speicherplatz. Das ist viel.

Das Arbeiten mit den Dateien in der Cloud zeichnet sich auch dadurch aus, dass man diese Dateien freigeben kann zum gemeinsamen Bearbeiten mit den Kollegen und Kolleginnen.

Arbeiten in der Cloud am Beispiel von OneDrive: Ich verlinke hier einen Videobeitrag von meinem Mann. Im ersten Teil  geht es um Daten bearbeiten, erstellen und löschen

Im zweiten Teil von OneDrive geht es um Dateien freigeben und teilen.

 

Google

Mit einem kostenfreien Google-Konto kannst du gratis auch andere Dienste nutzen – außer der obligatorischen E-Mail Adresse. Ich bin immer wieder überrascht, wie gut das funktioniert, wenn man mit einer Gruppe einen gemeinsamen Termin finden muss. Doodle eignet sich dafür. Im Cloudspeicher von 15 GB kannst du deine Dateien hochladen. Für das gemeinsame Bearbeiten von Dokumenten und Tabellen gibst du die Dateien frei. Google-Docs und Google-Tabellen hakeln manchmal etwas, aber das ist auszuhalten. Außerdem finde ich die Dateien manchmal nicht so gut. Vielleicht ist das eine Schwäche von mir, aber ich hörte schon öfter, dass es andere ähnliche Erfahrungen machen. 

 

Microsoft 365

Office 365, das jetzt Microsoft 365 heißt, nicht kostenfrei, aber sehr gut. Viele Firmen arbeiten mit Microsoft. Die Zusammenarbeit unter dem Dach von Microsoft will geübt sein. Dazu gibt es immer mehr Literatur und Video-Tutorials. Microsoft Teams steht geradezu für Teamarbeit und löst Skype for Business bald komplett ab. Von Teams habe ich leider weniger Ahnung. Mein Mann dafür mehr. Er bietet dazu Seminare an. Augenblicklich wird zu Teams eine Online-Schulung vorbereitet und hier verlinkt, wenn es soweit ist.

Skype

wird ebenfalls eifrig genutzt und ist aufgrund der langen Präsenz am Markt weniger erklärungsbedürftig. Das ganz normale kostenfreie Skype gibt sogar deinen Bildschirm frei. Das kann sehr hilfreich sein, wenn du deinem Gesprächsteilnehmer zeigen möchtest, wo dein Problem liegt.

Fazit 

Ohne Vorbereitung in Sachen Technik und Software geht es nicht. Die technischen Voraussetzungen können anfangs improvisiert werden, indem man die intern verbaute Technik nutzt.  Keine Improvisation lassen die sicherheitsrelevanten Dinge und Einstellungen zu. Router, verschlüsselte Internetverbindungen, VPN-Tunnels in die Firma müssen bereitgestellt werden durch deinen Arbeitgeber. Für die Nutzung von Software, Apps und Clouds gibt es bereits viele, auch kostenlose Tutorials, die wenigstens mal angeschaut werden sollten. Je leichter dir der Umgang mit diesen Anwendungen fällt, desto besser die Konzentration auf das Wesentliche, deinen Job. 

Im Zweiten Teil wird es um die Faktoren gehen, die nicht so einfach einzustellen sind wie Kamera und Mikro und VPN-Verbindungen. Wie sieht es mit der Konzentration zuhause aus? Machst du Pausen wie im Büro, oder arbeitest du durch? Ablenkungen der unterschiedlichsten Art sind oft so kontraproduktiv, dass man sich sein altes Büro in der Firma zurückwünscht.  Die Ablenkung vom Kollegen nebenan, der mich sonst für eine Kaffeepause abholte, war eine willkommene Abwechslung. Und die fehlt jetzt.

Statistiken sprechen von einem höheren Arbeitsaufkommen im Homeoffice. Also, liebe Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen. Schluss mit dem Märchen von Mitarbeitern, die im Homeoffice weniger arbeiten und mehr Pause machen. Das stimmt einfach nicht.